Eindrücke eines Teilnehmers

Aus der Sicht Betroffener

Empfehlung eines Künstlers und Wissenschaftlers

Teilnehmer

Vortrag im Foyer der JugendAkademie

 

 

Segeberger Symposion Morbus Parkinson
5.-7. Oktober 2012

Die alten Griechen hätt’s gefreut, was da in Bad Segeberg Anfang Oktober 2012 unter dem Motto „Medizin trifft Kunst“ veranstaltet wurde. Was unter dem Motto gemixt wurde, konnte sich nicht nur sehen und hören lassen, sondern war einfach „super“, um den Titel des Tanztheaterstücks der Tanzkompanie „HandiCapace“ aufzugreifen.

Zwei Mitglieder unserer Selbsthilfegruppe (in Rostock) hatten die Möglichkeit, an dem Symposion teilzunehmen. Sie wussten oder ahnten ebenso wenig wie die meisten der Teilnehmer, was sie erwartete. Und sie erlebten eine Mischung von Fachvorträgen, künstlerischen Darbietungen, Anregungen zum Mit- und Nachmachen, gewürzt mit viel Humor und serviert in einer angenehmen, wohltuenden Atmosphäre, die zwar leicht anmutet, aber schwer zu erreichen ist. Und das alles organisiert und dirigiert von Christine und Bernd Braun.

Die Räumlichkeiten der Jugendakademie, in denen die Veranstaltungen stattfanden, waren bestens geeignet für das Symposion und das Personal im Service, bei der Verpflegung und an der Rezeption stellte sich mit konstanter Freundlichkeit in den Dienst des Symposions.

Es fällt schwer, besser: es ist unmöglich und unsinnig, Wertungen vorzunehmen. Das Urteil wird immer subjektiv ausfallen. Der dies schreibt, und das könnte jeder oder niemand sein, war gefesselt vom Vortrag Prof. Deuschl’s über die Geschichte der Parkinsontherapie, verzaubert von der Tanzimprovisation Christian Judith’s und Tamara McCall‘s, beeindruckt vom Bass Norbert Hermanns‘ und erstaunt über das, was beim Dirigieren, gem. Dr. Graber, mit der Atmung geschieht.

Was wir erleben durften, ist wert, in die Geschichte als das „Heitere Parkinson-Symposion“ einzugehen. Der Tenor war: man kann die Krankheit zwar nicht heilen, aber mit Hilfe der Kunst erträglicher machen.

Sieh in der Krankheit nicht deinen Feind, sondern, so seltsam es auch klingen mag, als deinen Freund!

                                                        Prof. Dr. Wolfgang Althof

Dr. Björn Hauptmann

Ltd. Oberarzt Dr. Björn Hauptmann, Segeberger Kliniken, Neurologisches Zentrum

Norbert, Bernd und Thomas

Von links: Norbert Hermanns - Workshopleitung Singgruppe, Bernd Braun - Idee & Konzept & Planung, Thomas Minnerop - Workshopleitung Theaterspiel

 

 

Das Segeberger Symposion,
Morbus Parkinson - “Medizin trifft Kunst“
Aus der Sicht Betroffener

Vom 5. bis 7. Oktober 2012  ging in Bad Segeberg das erste Segeberger Symposion Morbus Parkinson “ Medizin trifft Kunst“ an den Start. Getragen von der Landesorganisation Schleswig-Holstein der Deutschen Parkinson Vereinigung (dPV), vertreten durch Herrn Jürgen Kunze.  Die dPV Regionalgruppe Bad Segeberg entwickelte das Konzept und organisierte in Kooperation mit der Segeberger Kliniken Gruppe und dem Verein für Jugend- und Kulturarbeit im Kreis Segeberg in einem einzigartigen Team dieses Ereignis.

Zielgruppe des Segeberger Symposions waren Menschen die von Parkinson betroffen sind, ihre Angehörigen sowie Spezialisten, Fachkräfte, Therapeuten und Therapeutinnen der neurologischen Fakultät und benachbarter Fachbereiche.

In Verbindung mit der jeweils individuell gegebenen Symptomatik der Parkinsonerkrankung führt die gesellschaftliche Rollenzuweisung “Behinderter/Behinderte" meistens sehr schnell in die Isolation, Einsamkeit, Bewegungslosigkeit und zum Rückzug aus der lebenswichtigen Gemeinschaft, dem sozialen, kulturellen und dem politischen Leben. Dies lässt erahnen welch starker Gegenspieler Morbus Parkinson (auch "Sir James" genannt) für den Menschen ist, der ein selbstbestimmtes erfülltes Leben führen will.

Der musische Schwerpunkt Tanz Improvisation, Musizieren, Theater spielen und Singen erlaubt hier einen ganz individuellen Zugang zum eigenen Körper,  zu den eigenen Emotionen sowie den eigenen kognitiven Leistungen. Im künstlerischen Tun kann ein neuer Zugang zu sich und zur Umgebung gefunden und das Selbstwertgefühl zunehmend gestärkt werden. Das Potenzial und die gesundende Wirkung der künstlerischen Aktivitäten und die damit verbundene Aktivierung, kann allerdings nur durch das eigene Tun erfahren und wahrgenommen werden! Um selbst aktiv zu werden, sind keine Vorkenntnisse notwendig. Ein wenig Neugier und die Bereitschaft alte, liebgewordene Gewohnheiten zu ändern oder gar über Bord zu werfen sollten aber schon im `Gepäck´ sein. Die neu gewonnenen, praktischen Erfahrungen sollen durch das in den begleitenden Vorträgen vermittelte Wissen vertieft und gefestigt werden.

Hier setzte das Symposion thematisch an. Da stand die medizinisch-fachliche Säule mit Vorträgen über die Bio-psycho-sozialen Aspekte der Parkinsonkrankheit und die historische Entwicklung der medikamentösen Parkinson-Therapie. Repräsentiert durch die glänzenden Präsentationen der Referenten und Referentin Dipl.-Psych. Renate Annecke, Prof. Dr. Dr. med. Günter Deuschl, DDr. Oliver Peter Graber, Dr. med. Björn Hauptmann, Prof. Dr. med. Thomas Münte und Prof. Dr. med. Henning Stolze.

Eine zweite Säule wurde dieser zu Seite gestellt - mit der künstlerischen Kreativität, Aktivierung und Aktivität der Teilnehmer und Teilnehmerinnen sowie ihren Auswirkungen auf Körper, Seele und Geist. Hier ließen DDr. Oliver Peter Gaber (Musizieren instrumental), Norbert Hermanns (Singgruppe), Christian Judith und Prof. Tamara McCall (Tanzimprovisation, inklusives Tanzen), Thomas Minnerop (Theater) und Dorothea Stamova (Sologesang) ihre menschlichen und künstlerischen Sterne leuchten.

Tanzimprovisation, musizieren (singen und instrumental) oder freie Theaterarbeit beinhaltet in ihrem ganzheitlichen Ansatz auch die Implementierung der nachweislich wirksamen Therapieprinzipien in einem emotional ansprechenden, motivierenden Rahmen. Der Zugang zum eigenen Körper, zu den eigenen Emotionen sowie den eigenen kognitiven Leistungen wird erleichtert, dass Widerstandspotenzial (“ der innere Schweinehund“) kann reduziert werden. Bei den hier angewandten Methoden bildeten die krankheitsbedingten Beeinträchtigungen keine Rolle. Die individuellen Ausdrucks-, Erscheinungsformen, mit oder ohne Parkinson wurden als Bereicherung und kreativer Pool erlebt und eröffneten neue, inspirierende und beglückende Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks.

Was sich in diesen Tagen tatsächlich entwickelte ist schwer in Worte zu kleiden, am ehesten vielleicht durch die Gedanken eines Teilnehmers:  "was wir erleben durften, ist wert, in die Geschichte als das “ heitere Parkinson-Symposion“ einzugehen“. Der Tenor war: „man kann die Krankheit zwar nicht heilen, aber mit Hilfe der Kunst erträglicher gestalten“.   -   „Sieh die Krankheit nicht als deinen Feind, sondern, so seltsam es klingen mag, als deinen Freund!"  -  ein `besonderer´ Freund!

                          zusammengefaßt von Bernd Braun

 

 

 

Carlo

Mit Begeisterung neues entdecken und gestaltn

 

sybille

Im Workshop Musizieren

 

 

Segeberger Symposion, Workshop “Musizieren“

Herr DDr. Oliver Peter Graber, Konzertpianist, Komponist, klassischer Tänzer und Musikwissenschaftler der auch den Workshop "Musizieren" beim Segeberger Symposion leitete, sandte mir einige Gedanken zu diesem Workshop, die ich Ihnen, etwas gekürzt, mit Ihrer motivierenden Kraft nicht vorenthalten möchte – ich zitiere:

Musik: Leben – Freude!

Im Workshop musizieren ging es nicht um Musiktherapie, dies möchte ich allen nochmals klar ins Gedächtnis rufen ( . . . . .) es wurde vielmehr versucht den Zugang zur Kunstform Musik von künstlerisch-spielerischer Seite her zu eröffnen und ihre Wunder und Magie zu erfahren und zu teilen.

Haben Sie Mut und Freude der Musik offen und hemmungslos zu begegnen bauen Sie sich bitte keine Leistungsbarrieren auf!.

Ein paar Mal wurde gefragt, was es denn mit der öfters angesprochen Qualität von Musik auf sich habe: es geht dabei um die Handwerksregeln des Komponisten (…) Diese Gesetze (....) Kann man an dieser Stelle nicht auflisten (....) dies ist auch gar nicht nötig, wichtig ist nur zu wissen, dass es überhaupt welche gibt!

Fühlen Sie sich aber durch die Tatsache der Existenz eines musikalischen Regelwerkes nicht verunsichert oder entmutigt  (…..) Ich bitte Sie stattdessen nochmals einfach völlig unbeschwert und lustvoll auf jedwede Art von Musik ihrer Wahl zu zugehen und ihren Zauber zu erleben – die Wirkung wird sich dann ganz von selbst einstellen! (….) Versuchen Sie selbst aktiv Musik zu machen (.….) Denn je mehr sie selbst ausübend im Reiche der Musik vollbringen, umso mehr können Sie aus diesem Paradies für sich gewinnen.

Sollten Sie dabei einmal auf Schwierigkeiten stoßen, so denken Sie bitte immer daran: Musik ist gestaltetes atmen! Ohne Atmen geht in der Musik nichts, vieles in der Musik fällt uns aber auf natürliche Weise zu – ebenso unbewusst und einfach wie das Atmen selbst. Lassen Sie also ihren musikalischen Interessen und Ambitionen einfach freien Lauf und entdecken Sie eines der letzten und größten Abenteuer der Menschheit – die Musik/Kunst und Fantasie; ein Abenteuer, das den großen Vorteil hat gefahrlos zu sein, denn es ist im Kopf!

Dort jedoch wird es seine volle Kraft zu ihrem Nutzen und Vergnügen und ihrer umfassenden Bereicherung entfalten.

WS DDr. Oliver Peter Graber

DDr. Oliver Peter Graber - Workshopleitung Musizieren